Ein Kalb unter 10 €
Der Mensch ist ja ein seltsames Tier: Ein Auto darf gerne mehrere 10 000 € kosten, das Jäckchen für Fifi kommt aus der Luxus-Boutique, aber wehe das Grillfleisch beim Discounter wird teurer!
Erfolgreich ignoriert
Das Tier in unserem Titelbild ist jenes Bild, dass wir uns gerne einbilden, wenn wir ein „leckeres“ Stück Fleisch oder Wurst essen.
Da hier schon „leckeres“ in Anführungszeichen steht, ist natürlich klar, dass weder das Fleisch vom Discounter wirklich lecker ist, noch irgendein Tier, welches für das Discounter-Fleisch sein Leben ließ, so lebte wie auf dem Bild.
8,49 Euro
So viel war ein schwarzbuntes Kuhkalb im Oktober noch wert.
Gut: Es soll nicht verschwiegen werden, dass auf Grund einer grassierenden Erkrankung der Preis ohnehin etwas gefallen ist und das es Vermarktungsbeschränkungen gibt, weil Zweifel besteht, ob Transporte, z.B. nach Spanien, mit den EU-Verordnungen vereinbar seien.
Doch alleine mit solchen Beschränkungen wäre der Preisverfall von im Juni noch 30 € auf den aktuellen Tiefstand nicht erklärbar, meint Friedrich Ostendorff, Agrarexperte bei den Grünen:
Die intensive Milchproduktion führt auch dazu, dass zu viele Kälber für den Markt produziert werden.
Friedrich Ostendorff, Agrarexperte bei den Grünen
Tiere sind „Schadensfall“
Die einseitige Rinderzucht in Hinblick auf die Milchleistung macht deren Nachwuchs unwirtschaftlich für die Fleischproduktion.
Durch die Trockenheit der letzten Jahre ist dazu der Futtervorrat knapp.
Da kostet ein Kalb weniger als ein Kanarienvogel. […] Diese dünnen Kälber gelten oft nicht mehr als Tiere, sondern nur noch als Schaden.
Ottmar Ilchmann, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
Ein Tier als wirtschaftlicher Schaden…
Ich finde wir müssen uns dringend mehr darüber schämen!
Mit dem „Respekt vor dem Leben“, der bei jeder anderen Diskussion sofort als Killerargument kommt, hat das jedenfalls nicht mehr viel zu tun.